Das betonten Teilnehmende an der internationalen Austauschtagung Abrahamischer Teams in Mittelmeerländern vom 4.-7. November 2019 in Rabat/Marokko.
„Terroristische Anschläge sind für Staaten und Medien von Interesse. Arbeiten zur Verständigung von Menschen werden kaum beachtet“ – das sagte Rabbinerin Nava Hefetz, Bildungs-Direktorin der „Rabbiner für Menschenrechte“ in Jerusalem. Der Generalsekretär der Synode vom Nil aus Kairo, Refat Fathy, dies darauf hin, dass „die Stabilität der ägyptischen Gesellschaft von einem guten Verhältnis sowie Kooperationen von Christen und Muslimen abhängt.“ Abdassamad El Yazidi, der Generalsekretär des Zentralrates der Muslime in Deutschland, hat betont, dass „durch die Arbeit von Abrahamischen Teams die Inhalte der Marrakesch-Deklaration praktisch umgesetzt werden.“ Und die Generalsekretärin des Internationalen Rates der Christen und Juden, Annette Adelmann, machte deutlich, dass „durch abrahamische Kooperationen weltweit zum Abbau von Antisemitismus, antichristlichen Aggressionen und antimuslimischem Rassismus beigetragen werden kann.“
Zuwanderung von Christen aus nordafrikanischen Ländern
Zehntausende nordafrikanische Christen sind in den letzten Jahren als Flüchtlinge und Einwandernde in die MENA-Länder zugewandert (MENA = Middle East & North African Countries). Auf diese neue Herausforderung sind viele dieser Länder nicht vorbereitet. So gab es in Marokko bisher kaum Christen und es fehlen Erfahrungen mit ihnen. Tagungsteilnehmende besuchten die katholische Kathedrale von Rabat, die jeden Sonntag von Christen aus 70 Ländern überfüllt ist. Etwa 40.000 christliche und 3.000 jüdische Menschen leben in Marokko. Abrahamische Dialoge und Kooperationen können zur besseren Integration und zur Überwindung von Fluchtursachen beitragen sowie der Ausbreitung des Extremismus entgegenwirken. Sie verringern die weit verbreiteten Vorurteile gegenüber Religionsgemeinschaften.
Abrahamische Teams in Ägypten waren bisher an 60 religiösen und staatlichen Schulen aktiv und werden in Israel in der vormilitärischen Ausbildung angeboten. Veranstaltungen gibt es auch in Marokko, Palästina und Tunesien. Mehr Informationen dazu finden sich in der von Jürgen Micksch erstellten Publikation „Abrahamische Teams in Mittelmeerländern“, die in deutscher , englischer und arabischer Sprache anlässlich der Tagung veröffentlicht wurde und beim Abrahamischen Forum in Deutschland kostenlos angefordert werden kann.
Die über 20 Tagungsteilnehmenden führten Gespräche mit Vertretungen der marokkanischen Regierung und der deutschen Botschaft. Sie befassten sich auch mit den Aufgaben und Möglichkeiten von Religionsgemeinschaften angesichts des Klimawandels und der Verlustes der Artenvielfalt.
Abrahamisches Forum in MENA-Ländern in Planung
Die Teilnehmenden haben vereinbart, ein Abrahamisches Forum in MENA-Ländern einzurichten. Einige Teilnehmende wurden darum gebeten, die dafür erforderlichen Vorarbeiten in Zusammenarbeit mit dem Abrahamischen Forum in Deutschland zu übernehmen. Die nächste Jahrestagung ist für Oktober 2020 vorgesehen.
Die Teilnehmenden sind Brot für die Welt und der Robert Bosch Stiftung für die Unterstützung dankbar. Es wurde bedauert, dass weder von europäischen Institutionen noch von nationalen Regierungen eine Förderung dieser Friedensarbeit erfolgt.
Kooperation mit dem Forum Promoting Peace in Muslim Societies
Gefreut hat die Teilnehmenden, dass sie die Tagung als Gäste der Außenstelle Rabat des in den Emiraten ansässigen Forums Promoting Peace in Muslim Societies durchführen konnten. Dabei handelte es sich bereits um die dritte Begegnung mit diesem Forum. Bei einem Gespräch mit der Direktorin der Außenstelle in Rabat wurde betont, dass sich das Forum Promoting Peace und das Abrahamische Forum für ähnliche Ziele einsetzen und dass die Zusammenarbeit für Dialoge und den Frieden weiter vertieft werden soll.
gez. Jürgen Micksch
Darmstadt, 8. November 2019
(Fotos zur Tagung können angefordert werden)
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