Zusammenarbeit mit der alevitischen Religionsgemeinschaft gewünscht, stärkerer Einsatz gegen Antisemitismus erforderlich

Zum Abrahamischen Forum in Deutschland e.V. gehört nun auch die alevitische Religionsgemeinschaft. Nach intensiven Beratungen beschloss die Mitgliederversammlung des Abrahamischen Forums am  27. April 2023 im Martin-Buber-Haus in Heppenheim/Hessen unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel die Zusammenarbeit mit Aleviten.

Erstmals gehört damit das Alevitentum neben dem Judentum, Christentum, Islam und Bahaitum zum Abrahamischen Forum. Das Abrahamische Forum mit fünf Religionsgemeinschaften ist auch offen für andere Religionen. So gehören zu  Arbeitskreisen wie „Religionen und Naturschutz“ auch Persönlichkeiten der buddhistischen, hinduistischen und ezidischen Religionsgemeinschaften sowie der Sikh-Religion.

Aleviten verstehen sich als abrahamische Religion. Sie glauben an den einen Gott und an Muhammad als seinen Propheten. Andere aus Bibel und Koran bekannte Propheten genießen den gleichen Respekt. So gehört Ibrahim (Abraham) zu den Propheten ebenso wie Moses und Jesus. Das Opferfest der Aleviten bezieht sich auf Ibrahim/Abraham. Menschen werden nach dem Ebenbild Gottes erschaffen und der Mensch steht im Alevitentum im Mittelpunkt der Religion. Frauen und Männer sind gleichgestellt, was auch daran zum Ausdruck kommt, dass Zeremonien sowohl von Dedes (männlichen Geistlichen) wie Anas (weiblichen Geistlichen) geleitet werden. Ähnlich wie in anderen Religionen gibt es im Alevitentum Fastenzeiten.

In der alevitischen Geschichte entwickelten sich auch abweichende Lehren wie die Bektaschi, die sich vor allem im Balkan ausgebreitet haben und in Deutschland keine große Rolle spielen. Die meisten Aleviten kommen hier aus der Türkei.

In Hessen leben nach den Aussagen von Ihsan Dilber, dem Vorsitzenden der Alevitischen Gemeinden in Hessen,  etwa 120.000 Aleviten mit 21 Gemeinden und über 300 Dedes und Anas, die als Seelsorger bzw. Seelsorgerinnen für alevitische Menschen  meist ehrenamtlich tätig sind und die Zeremonien leiten. Bundesweit wird von 500.000 bis 700.000 Angehörigen der alevitischen Religionsgemeinschaft ausgegangen.

Die mehr als 2.600 antisemitischen Straftaten im Jahr 2022 waren ein weiteres Thema des Abrahamischen Forums. Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Dr. Felix Klein, hat sich bei der Mitgliederversammlung dafür ausgesprochen, dass die Überwindung von Antisemitismus eine gesellschaftliche und politische Priorität werden müsse. Der Geschäftsführer des Abrahamischen Forums, Jürgen Micksch, äußerte sein Bedauern darüber, dass die Organisierung von Einladungen und Ansprachen jüdischer Vertretungen zu Gottesdiensten und Freitagsgebeten seit diesem Jahr nicht mehr von der Bundesregierung gefördert wird. Generalsekretär Abdassamad El Yazidi vom Zentralrat der Muslime in Deutschland wies darauf hin, dass 1.800 Moscheegemeinden in Deutschland dazu bereit sind, jüdische Persönlichkeiten zu Ansprachen bei den Freitagsgebeten anlässlich der UN-Wochen gegen Rassismus einzuladen. In diesem Jahr erfolgte wegen der fehlenden Koordinierung bei der Stiftung gegen Rassismus keine einzige Einladung zu Freitagsgebeten oder Gottesdiensten.

Weitere Auskünfte erteilen Jürgen Micksch und Stephanie Krauch vom Abrahamischen Forum in Deutschland mit Sitz in Darmstadt, Mail:  info@abrahamisches-forum.de

Tel: 06151-3919741

 

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