Darmstadt (epd). 05.09.2022. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine wollen sich die Religionsgemeinschaften gemeinsam für Frieden starkmachen. Bei den vom Abrahamischen Forum in Darmstadt organisierten „Digitalen Religionsgesprächen“ betonten die Teilnehmer am Montagabend, sich mit vereinten Kräften für Versöhnung und Dialog einsetzen zu wollen. „Meine Bitte an alle Religionsgemeinschaften: Laut zu werden, rauszugehen und alle Möglichkeiten wahrzunehmen“, sagte Abdullah Wagishauser, Vorsitzender der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Deutschland. „Wir sollten es gemeinsam machen. Das hat viel mehr Wirkung und Kraft.“
Gleich zu Beginn der Debatte betonte Bischof Hiob von der russisch-orthodoxen Gemeinde in Stuttgart, dass Krieg und Blutvergießen durch nichts zu rechtfertigen seien. Zugleich warnte er davor, sich bedingungslos auf eine Seite zu stellen. Ein Krieg sei stets auch ein Krieg der Informationen, und die Wahrheit sterbe im Krieg immer zuerst. Generell sprach er sich dagegen aus, Menschen in Freund und Feind zu unterteilen. „Das Christentum ist eine Religion des Friedens“, betonte Bischof Hiob.
Auch viele andere Redebeiträge zielten darauf ab, in dem Konflikt nicht zu sehr auf politische Fragen zu fokussieren, sondern sich auf religiöse Werte zu besinnen. „Alle Religionsgemeinschaften verbindet eine tiefe religiöse Sehnsucht und auch Überzeugung von Frieden und Versöhnung“, sagte Pfarrerin Sabine Müller-Langsdorf vom evangelischen Zentrum Oekumene in Frankfurt am Main. „Sich da zusammenzutun, ist ein ganz wichtiger und guter Weg.“ Sie warb dafür, die Kraft des Friedens zu betonen, „statt uns am Krieg abzuarbeiten“.
Nach Überzeugung von Jascha Noltenius vom Geistigen Rat der Bahá‘í ist die zentrale Aufgabe von Religionsgemeinschaften, Menschen wieder an einem Tisch zusammenzubringen und dadurch zur Völkerverständigung beizutragen. Auch Werner Heidenreich als Vertreter des Buddhismus betonte, wie wichtig es sei, Raum für Begegnungen zu ermöglichen. Außerdem bekräftigten viele Redebeiträge die Forderung nach atomarer Abrüstung. In der Debatte kam der Vorschlag auf, gemeinsam eine Kundgebung zu organisieren oder ein Positionspapier zu verabschieden. Mehrfach wurde der Wunsch geäußert, den Dialog fortzusetzen.
Die digitalen Gespräche des Abrahamischen Forums sollen zum besseren Verständnis zwischen den Religionsgemeinschaften beitragen. In der Regel nehmen daran teil Vertreter von Alevitentum, Bahá‘ítum, Buddhismus, Christentum, Jesidentum, Judentum, Islam, Hinduismus und Sikh-Religion.

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